Karl König

 

Karl König (Heilpädagoge)

Karl König (*25. September 1902 in Wien; † 27. März 1966 in Überlingen-Brachenreuthe) war ein österreichischer Kinderarzt, Heilpädagoge, Anthroposoph und Autor. Er begründete die internationale Camphill-Bewegung.
 Leben und Werk
Karl König wuchs als einziges Kind eines jüdischen Schuhhändler-Ehepaars in Wien auf. Dort ging er zur Schule und studierte Medizin mit dem Interessenschwerpunkt Embryologie. Nach seinem Abschluss traf er 1927 die anthroposophische Ärztin Ita wegman, die ihn an ihr Klinisch-Therapeutisches Institut in Arlesheim (Schweiz) einlud und mit der Heilpädagogik in Kontakt brachte. So schloss er sich 1929 als Kinderarzt dem heilpädagogischen Heim Schloß Pilgramsheim bei Striegau in Niederschlesien an. Im selben Jahr heiratete er Mathilde Elisabeth (Tilla) Maasberg aus der herrnhuter Brüdergemeinde. Aus der Ehe gingen vier Kinder hervor. 1936 kehrte die Familie nach Wien zurück, wo Dr. König eine eigene Kinderarztpraxis eröffnete.
Karl König hatte in Wien eine heilpädagogische Einrichtung auf anthroposophischer Grundlage geplant und in einer Jugendgruppe intensiv diskutiert. Der Einmarsch Hitlers 1938 vereitelte dieses Vorhaben; die Familie König flüchtete über die Schweiz und Italien nach  Schottland, wo sie im März 1939 ankam. Nach dem Kriegsbeginn am 1. September 1939 wurde Karl König mit den übrigen Männern interniert; die Frauen bezogen das für die spätere Bewegung namengebende Haus in Camphill bei Aberdeen. Nach seiner Freilassung entstand dort im Juni 1940 die erste Camphill Community for Children in Need of Special Care als Arbeits- und Lebensgemeinschaft für „seelenpflegebedürftige“ Kinder. Ab 1955 entstand mit Karl Königs Hilfe die erste Camphill-Dorfgemeinschaft Botton Village im nordenglischen  Yorkshire für Betreuungsbedürftige jenseits des Schulalters.
Viele aus der Wiener Jugendgruppe arbeiteten in Schottland oder im Umkreis mit. Karl König entfaltete eine rege wissenschaftliche Publikations- und Vortragstätigkeit und führte eine weltweite Fachkorrespondenz. Er koordinierte die frühen Gemeinschaftsgründungen und die Verselbständigung der Einrichtungen in „Regionen“ und dem Camphill Village Trust, führte basisdemokratische Entscheidungsfindung und Ansätze der sozialen Dreigliederung ein, initiierte Ausbildungsgänge für Mitarbeiter/innen und pflegte ein strukturiertes, von einfachen christlichen Ritualen geprägtes Zusammenleben. Sein besonderes Engagement galt den Menschen mit Down-Syndrom, von deren heilsamem Einfluss auf ihr Umfeld er überzeugt war.
Wegbegleiter beschreiben Karl König als sehr klein gewachsen, mit lebhaftem, zugewandtem Blick, anteilnehmend, aber auch streitbar und eigenwillig. 1964 übersiedelte er von Schottland in die Dorfgemeinschaft Brachenreuthe in Überlingen am Bodensee, wo er zwei Jahre später starb.
Die für eine Camphill-Gemeinschaft typische, von Karl König beförderte Lebensform beruht auf dem engen Bezug zur Natur über die gemeinsame Arbeit in Landwirtschaft, Garten, Bäckerei, Küche und kunsthandwerklichen Werkstätten. Das Wohnen in Wahlfamilien und das gemeinsame kulturelle Leben sind Teil des therapeutischen Programms. Die „Dörfler“ gelten dabei trotz ihrer meist mehrfachen, schweren Behinderung grundsätzlich als fähig, ihren realen, ernstzunehmenden Beitrag am gesellschaftlichen Leben zu leisten. Die erbrachte Arbeit soll so hochwertig sein, dass sie auf dem Markt bestehen kann.

Die ideale Haltung der heilpädagogisch Tätigen, so Karl König, „kommt erst dort zustande, wo eine neue Demut im Herzen zu wachsen beginnt, die in jedem Menschenantlitz den Bruder sieht".


 

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