Siderischer und Tropischer Himmel

Die Dauerdiskussion über den
tropischen und siderischen Tierkreis
„Wo Seele sich offenbart, wird die Astrologie zur Psychologie
Und da wo der freie Geist wirkt, der der Schöpfer der Natur ist,
wird sie zur Geisteswissenschaft, dazu gehört die Schicksals-
kunde, denn in Ihr walten Gesetze“ 


Rudolf Steiner

(Lit.: GA 15/Die geistige Führung des Menschen und der Menschheit (1911), S. 72f).
Da war sie wieder, die wohl nicht enden wollenden Diskussion über den siderischen und den tropischen Tierkreis. Kurz vor Eintritt der letzten Heiligen Nacht vom 05. auf den 6. Januar 2017, löste ich durch meinen in einer Facebook-Gruppen-Seite platzierten Beitrag einen meterlangen Thread einer Dame aus die mir vorwarf die Gruppe was untergejubelt zu haben. Eine Welle der Entrüstung schwappte gefühlsmäßig über mich herüber, so dass ich fast schon annahm eine Art Blasphemie begangen zu haben. Das Thema des Beitrages war die Beschreibung der letzten heiligen, also 12. Nacht nach Weihnachten, Hl. Dreikönige, wobei es in diesem Fall um das letzte, noch offene Zeichen des Tierkreises, den Widder, im Zusammenhang mit Christus ging. Ich hatte dieser Beschreibung das Internet-Lexikon Wikipedia entnommen. Der erster Teil aber hatte ich den einschlägigen Anthrowiki entnommen, wobei ich Bemerken möchte das ich Dankbar bin für diese Seite, denn ich nehme Sie sehr oft und gerne in Anspruch, weil es mir dadurch viel Zeit erspart gewisse Dinger aufzusuchen. In dem 1. Teil stellte ich Christus als solches zentral und schloss es mit einem Quellenvermerk ab. Das 2. Teil beschrieb Christus im Zusammenhang mit dem Tierkreiszeichen Widder. Da gibt es auch Analogien und Beziehungen. Auch diesen Teil beendete ich mit einem Quellenvermerk einfach durch  die Abkürzung „Wiki’s“, womit ich zum Ausdruck bringen wollte, diesen Abschnitt in seiner Wertung nicht so hoch anzusetzen. Nun stand jedoch in den Anfangszeilen dieses Abschnittes etwas über den Frühlingspunkt Widder. Genau das war offenbar der Reizpunkt für eine Dame, die mich in der Folge quasi „voll bombardierte“ (vielleicht um ihre Überzeugung mehr Nachdruck zu verleihen?) mit Ellenlangen Informationen darüber, was Steiner zu den siderischen Tierkreisbilder alles veröffentlicht bzw. gesagt hat.
Nun, als intensiv-Astrologe und außerdem als anthroposophisch orientierter Mensch, kamen mir die Bespiele selbstverständlich bekannt vor, für mich im Grunde genommen nichts Neues also. Dazu möchte ich noch sagen das die Zeile, die diese angeblich “allergischer“ Reaktion ausgelöst hatte, für mich als praktizierende Astrologe nichts Ungewöhnliches darstellt. Hiermit begann aber, wie gesagt,  eine Diskussion, eher ein Monolog der Frau, die, wie ich befürchtete, fast gar kein Ende nehmen wollte.
Die Einzelheiten dieser Vehement geführter Diskussion seitens der Pro-Siderisch eingestellte Frau sind für diesen Beitrag nicht weiter wichtig, ich möchte nur Darstellen, wie es Regelmäßig vorkommt das eine Diskussion (überspitzt: „der ewiger Streit“ über den siderischen Bilder-Himmel und den tropischen Tierkreiszeichen). geführt wird und das es Pro- und Contra darüber gibt. Beide haben, schon aus historischen Gründen, meiner Meinung nach ihrer Berechtigung. Es kommt aber darauf an für was und für welche Zwecken sie eingesetzt werden!

In „kosmische Aspekte von Geburt und Tod –Beiträge zur Karmaforschung“ (Philosophisch-anthroposophischer Verlag am Goetheanum) schreibt Dr. Günther Wachsmuth u.a. und er Zitiert J.Schultz: „(..) bei der Gliederung des Jahreslaufs liegen die Zeichen einer Zwölferteilung des tropischen Sonnenjahres zugrunde. Wie bereits die Bezeichnung „tropisch“ vom griechischen Trope = Wende zum Ausdruck bringt, wird in diesem Rhythmus ohne Rücksichtnahme auf eine Sternbildstellung lediglich die periodische Rückkehr der Sonnenwende, also der Jahreszeitliche Wechsel zwischen Hoch- und Tiefstand der Sonne durch Sommer und Winter hindurch in Betracht gezogen“
Gerne möchte ich noch einen Textausschnitt aus „Sternenwirken im Menschen-schicksal“ – Werner Boom /Novalis Verlag1985 hinzufügen. Er schreibt: “Für die Astrologen kommt es nach wie vor darauf an, in welchem Zeichen ein Planet steht. Die im Vorgeburtlichen nach dem kausalen Karmagesetz erfolgten Veranlagungen von Charakter und Schicksal lösen sich im Erdenleben in Verbindung mit dem Abdruck der Tierkreisbilder im Zeitenleib der Erde aus. Die Zeichen, nicht die Bilder bleiben maßgebend. Sie zeichnen auch die Gestalt. Behaupten, dass die sichtbaren Sternbilder Gestalt, Charakter und Schicksal zeichnen, hieße die Evolution leugnen, in der die Erde einen eigenen Leib erhalten und sich vom Kosmos zum Eigenwesen emanzipiert hat. Die Zeichen sind das Band, das die Erde mit dem Kosmos verbindet. Die Bilder schufen die Erde nach dem Gesetz des Kosmos, jedoch als individuellen Planeten. Richtiger noch ist es zu sagen, dass es nicht die Bilder, sondern die „hinter“ ihnen stehenden, bewirkenden, impulsierenden Wesenheiten sind, die die Erde schufen!“
Damit unterstreicht Boom, im Grunde genommen auch meine Auffassung das man Geburtskosmogramme aus dem Blickwinkel der Erde erstellen muss, also mit dem tropischen Tierkreis und nicht mit den siderischen Sternenbilder, oft bezeichnet als den wahren Himmel.
Nun zurück zu meine Bemerkung, dass man möglicherweise Steiner einseitig gelesen habe. Auch Steiner ließ Horoskope erstellen und besprach diese anschließend In einem Kreis von Ärzten, Therapeuten und Heilpädagogen: der Heilpädagogischen Kurs, GA 317, 12 Vorträge gehalten in Dornach zwischen: 25. Juni und 07. Juli 1924. An dem folgenden praktischen Beispiel wird deutlich werden, warum dass tropische Tierkreis für die Individualitätsforschung eines Menschen so eminent wichtig ist und möchte  mit einen Steinerzitat beginnen:
 „(...) Haben Sie vielleicht davon die Horoskope gemacht“? Frage an Dr. Elisabeth Vreede, welche die Horoskope übergibt. Das ist das ältere Mädchen, das ist das jüngere“.
Abb.: Links: Original-Kosmogramm aus Heilpädagogischen Kurs, Rechts. heutige Darstellung

Bei diesen Mädchen handelte es sich um „Albino-Geschwister um es hier mal kurz zusammenfassend auszudrücken. Rudolf Steiner ging dann in diesem 10/11. Vortrag ausführlich ein auf die Planeten-Konstellationen der Beiden und beschrieb anhand der Geburtskosmogramme die Sulfur-Prozesse die in Relation zum Albinismus stehen würden. Was aber noch erstaunlicher ist, und da wird manch einer aufhorchen, verwendete er den tropischen Tierkreis für die Geburtsplaneten! (s. l. Abbildung). Der einzige Unterschied zu den jetzt üblichen Kosmogrammen ist, dass das von Elisabeth Vreede erstellte Horoskop im Uhrzeigersinn aufgestellt wurde, Positionsmäßig die Planeten aber mit den heute gängigen Darstellungen (entgegen der Uhrzeigersinn) eines Kosmogramms übereinstimmen.
Die Interpretation des Falles die Rudolf Steiner in den heilpädagogischen Kurs geliefert hat kann ich hier voll umfänglich unterstützen und ob Rudolf Steiner von einem Substanzpunkt im Kosmogramm gewusst hat ist mir nicht bekannt, aber nachdem ich dieser Punkt in dem „neuen“ Kosmogramm einsetzte (Substanzpunkt ist eine Formel : wenn man den Aszendenten Bogengradmäßig Addiert mit der Mars-Position und Saturn davon subtrahiert kommt man rechnerisch auf eine Punkt im Kosmogramm aus, das als Subtanzpunkt für den betreffenden Menschen gilt. Im vorliegenden Falle findet man dieser Punkt in der Waage und bildet eine Opposition zum Saturn im Widder und im weitesten Sinne eine Opposition zum ganzen Tierkreiszeichen Widder. Damit zeigt dieser Substanzpunkt als Ausgangspunkt, genau auf der Substanz die den Albinismus kosmologisch hervorgebracht hat bei dem Mädchen. Ein wichtiger Faktor kommt noch hinzu: Mars ist der Herrscher von Widder. Im Geburtskosmogramm steht der Mars (05°35) also in seinem Domizil!
Mars würde, wie eben auch die anderen Planeten, durch die Verschiebung die der siderischer Anordnung mit sich bringt, also wenn sich die Planeten dann in deren wahren Sternbildern befinden, auf etwa 12° im Tierkreisbild Fische zu finden sein. Würde das analogisch übereinstimmen!? Die Eisen-Betonung wäre in dem Fall weitaus weniger vorhanden und nicht der Kopfbereich wäre dann von Mars geprägt, sondern die Füße. Nein, man kann sagen, dass die Gesamtkonstellationen unter Anwendung des siderischen Tierkreises überhaupt nicht zuträfen Auf der Astro-Medizinischen Ebene müsste die Interpretation Rudolf Steiners dann eine völlig andere sein, dass aber kann sie nicht sein, weil Mars im tropischen Tierkreis seine volle „Atmungskraft“ im Tierkreiszeichen Widder entfaltet und nur dann mit dem Krankheitstypus übereinstimmt!

Mars = Eisen (Mars ist Herrscher von Widder!), Saturn = Blei / Schwefel. Der Substanzpunkt (SP) „spiegelt“, verweist mittels seiner Aspekte, auf die Planeten die inhaltlich die wirklich tragende Substanz sind. So finden wir in diesem Beispiel dass durch die Anwesenheit von Saturn im Widder, der Mars gehemmt wird, und Mars gleichzeitig eine Opposition mit Jupiter hat. Saturn wird unterstützt durch Neptun und Uranus. Das Eisen wird im übertrag
enen Sinne im Körper zurückgehalten während der Schwefel heraustreten kann. Albino Haupt-Merkmale: Lichtempfindlichen, rötlichen Augen und sehr helle Haare.
Mit ist es einen ANLIEGEN, auch wenn der siderische Himmel der Wahre Himmel ohne Zweifel darstellt, zu betonen, dass die Tropische Ansicht eben nicht unter den Tisch gekehrt werden und man nicht so tun kann als ob sie nicht Existiert in unseren täglichen irdischen Leben. Dazu kommt: Nur was sich nicht bewährt, hat längerfristig keine Perspektiven und das kann man weder von den siderischen noch, und vor allem unter Berücksichtigung der Oben genannten Aspekten, von dem Tropischen Tierkreiszeichen behaupten!

Ich bin seit etwa 1985 Astrologe und berate meine Klienten aufgrund und anhand ihres Geburtskosmogramms. Diese Geburtskos
mogramme erstelle ich fast ausschließlich mit Hilfe des tropischen Tierkreises. Nach meine Ausführung werden sie nun wissen warum: Weil damit zu einen direkten Übereinkunft mit dem Charakter und der Veranlagung des Klienten zu kommen ist!  Wenn ich die vielen Fachbücher nachwälze, finde ich exakt die Übereinstimmungen zwischen Klienten und die Sternenkonstellationen im tropischen Tierkreis wieder.
Natürlich und Selbstverständlich bleibt der siderische Himmel der wahre Himmel, (um Himmelswillen!) nur, ich darf meine Augen nicht davor verschließen, dass ich als physischer Mensch hier auf Erden lebe. Zwischen mir und der wahren Himmel ist das unsichtbare Band der tropischen Tierkreiszeichen.
Mit den Erfahrungen die ich im Laufe der Jahren sowohl aus der Perspektive der anthroposophischen Kosmologie als auch aus der „traditionellen“ Astrologie gesammelt habe, bleibt mir nur zu sagen: Ohne tropischer Tierkreis würde die astrologische Forschung nach dem „Nosce te Ipsum – Wer bin Ich?“, nicht funktionieren und kann deshalb nur die Grundlage in der praktischen astrologischen Arbeit sein. 


Hendrik Woorts

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