Steiners Schweinerl


STEINERS SCHWEINERL
Kaum hat man sich von der Silvesterfeier, die Knallerei und den damit verbundenen Übergang in das neue Jahr erholt, folgen schon wieder viele auch sich wiederholenden Ereignisse. Ganz unruhig wird es speziell für Menschen, die der Anthroposophie verbunden sind oder nahestehen, wenn es Februar wird. Ja, Februar ist so einen Monat, wo der anthroposophische Geist im Menschen in einen besonderen Ausnahmezustand versetzt wird, sozusagen wieder einen speziellen „Kick“ bekommt. Nein, nicht wegen der Faschingszeit, also bitte hahaha, nein, so frei und ungezwungen sind wir nun auch wieder nicht, oder?
Der Siedepunkt, da, wo die anthroposophische Volksseele der „Kriegsparteien“ am höchsten kocht, wird erreicht, so in der Zeit zwischen dem 25. Februar und 27. Februar. Denn dann nämlich kommen die Pro- und Kontra-Befürworter auf dem Plan, wenn es um das richtige Geburtsdatum von Rudolf Steiner gehen soll. Glauben Sie nicht?

Die Argumente, pro- oder kontra den 25. Oder 27. Februar als ausgemachtes, oder soll ich sagen „Hausgemachtes (?) Geburtstagsdatum Rudolf Steiners fliegen uns dann förmlich um die Ohren. Man könnte meinen, die „anthroposophische Februar-Revolution“ bricht aus. Es ist eine kurze, aber heftige Periode, in welches man sogar Angst davor bekommen muss, dass die Trutzburg, die Goetheanum-'Bastille‘ sozusagen von der aufgebrachten Masse gestürmt wird, da ist dann plötzlich nichts mehr mit Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit.
Manch fortgeschrittenen Anthroposophen, ich meine altersmäßig (Jüngere gibt es ja kaum, sorry, ich weiß auch nicht warum.) wird die Sendung aus den 60ern noch kennen: „fröhliches Beruferaten“. Na ja,…vielleicht nicht jeder, weil hmmm, Fernsehen, Ahriman und so,….Okay, nachvollziehbar,… aber trotzdem: Also da gab es dieser Sendung ….Okay, ja...in Ordnung, es ist eine kurze Erklärung fällig. Ich spüre jetzt förmlich die geistigen Energien in der Tastatur hochsteigen, wie bei manchen Lesern jetzt die Augenbrauen bedenklich hochgezogen werden.
Gut, mea Culpa. Ich bin bekennender, aber durchaus der Auswahl fähiger Fernsehgucker und da meine Eltern die Philosophie meiner Freiheit bereits frühzeitig in mir erkannten, durfte ich das denn halt sehen und gleichzeitig etwas Deutsch dabei lernen, als niederländischer Bube. Praktisch veranlagt waren meine Eltern schon immer und das haben die jetzt davon, mehr als die Hälfte meines Lebens wohne ich nun in Deutschland, Gott habe sie selig. Ja, und dann gab es also im Bayerischen Rundfunk die „Schweinerl", die ich für diese Niederschrift etwas zweckentfremdet habe.
In Holland gab es zu der Zeit ein „ähnliches“ Fernsehquiz: „Wie van de drie" oder auf Deutsch: „Wer von den dreien“. Da wurden keine Berufe geraten, sondern eine Jury musste durch Kandidatenbefragungen ermitteln, wer von den drei Menschen, die der Jury gegenüber saßen, den wahren Namensträger war. Auch lustig und heiter.
Nun wissen wir alle als ausgewiesenen „Fachanthroposophen“, ganz genau, wer Rudolf Steiner ist, da brauchen wir uns nicht noch zwei zusätzlichen Kandidaten aufschwätzen lassen, nein, nein, veräppeln lassen wir uns da nicht! Anthroposophen führt man nicht so leicht hinters Licht,….eher darauf zu! Ja, der wachsame und aufmerksame drei-gegliederter Mensch wird schon längst gemerkt haben, dass das Ganze hier mit Steiners „wahrer“ Geburtstag zu tun hat.
Geht das sinngemäß nicht jedes Jahr aufs Neue so mit dem Rätseln raten um Steiners Geburtstag? Abgesehen von der Tatsache natürlich, dass es leider oft gar nicht so fröhlich und lustig zugeht wie bei dem Berufe- oder Kandidatenraten?
Schade irgendwie, dass es so um 1900 herum noch kein Fernsehen gab. Ich sehe es schon vor mir: „Steiners Stunde – ein geisteswissenschaftliches Programm mit Zukunft für der Mensch von heute – mit Dr. Rudolf Steiner“. Steiner wäre bestimmt nicht davon abgeneigt gewesen, wahrscheinlich hätte er gesagt: „Fernsehgeräte sind keine Herausforderung, wenn man sie aus den Wohnzimmern verbannt, sondern die Herausforderung liegt darin, wie man damit umgeht, wenn sie trotzdem da stehen“. Steiner selbst sagte dazu:Wie er da mit der Sucht entwickelt ein Heruntersteigen unter die sinnliche Wahrnehmung, so muss er ein Heraufsteigen über die sinnliche Wahrnehmung, das heißt in die geistige Wirklichkeit, entwickeln. Dann wird ihm der Kinematograph nichts schaden; da mag er sich dann die kinematographischen Bilder ansehen, wie er will. Aber gerade durch solche Dinge wird der Mensch dahin geführt - indem kein Gegengewicht geschaffen wird -, nicht so, wie es notwendig ist, erdenverwandt zu werden, sondern immer erdenverwandter, erdenverwandter zu werden und zuletzt völlig abgeschnürt zu werden von der geistigen Welt." (Lit.:GA 175, S.90ff, 4. Vortrag)Ich bemühe mich ja.

Trotzdem. Jedes Jahr wird also eifrig und rege darüber diskutiert, was der richtige Geburtstag von Rudolf Steiner nun ist. Ich stelle allerdings dabei fest, dass es bei den Diskussionen nie zu einem „Uni-sonoResultat kommt. Ist die heiße Periode vorbei, wobei der eine oder andere Diskussionsbeteiligter so kurz nach dem 27. Februar immer noch entwöhnungs-bedingt etwas nach zuckt, ziehen sich die Kontrahenten wieder in ihren Höhlen zurück, schmollen dahin oder weinen den Rhein voller Wasser, was bei den Klima-Katastrophen, die ohne Unterbrechung über unseren Köpfen hinweg ausgeschüttet werden, nicht das Schlechteste wäre. Aber wie dem auch sei, das war es dann, Ruhe im Land der Menschenweisheit.
Leute, also bitte, so kommen wir da nicht weiter, sorry! Ich will jetzt nicht direkt die „Pro 25er“ und damit die „revolutionäre Anti-27er“ unterstellen, sie seien Geburts-tagsdatum-„VT’ler“ (Verschwörungs-Theoretiker). Aber hey, wenn es doch den 25. Februar wäre, hätte das Bordkommando des Goetheanums das doch schon längst in ihren vielen Publikationen geschrieben oder etwa nicht? Ja, Rudolf Steiner hat, soweit ich informiert bin, einmal geäußert, dass er am 25. Februar geboren sei, einmal (!) aber bitte schön, darf ein Meister sich nicht auch mal Irren, obwohl das allzu menschlich wäre?

Lassen wir, wie die Kirche im Dorf, das Taufbecken Steiners also doch mal hübsch in die Mitte und außerdem, wenn Ihr Euch dann bald wieder auf dem Kriegsschauplatz „wo auch immer“ trifft, um Euch die Ohren heiß zu diskutieren oder Eure Finger darüber wund zu schreiben, wann Rudolf Steiner dann nun geboren worden ist, gebe ich Euch einen guten Tipp: Fragt Euch selbst doch mal, ob Rudolf Steiner ein Okkultist des Phänomenalismus oder ein Okkultist des Realismus war. Oder was ich in der Mondpsychologie entdeckt habe:War Steiner ein sozialer Weggefährte oder doch eher ein sozialer Spiritualist (Idealist)? Genau in diese Fragen nämlich könnte doch die Lösung liegen und begründen sich auf Kosmogramme, die von den zwei Geburtsdaten erstellt wurden. Bei dem 25. Februar steht der entscheidende Planet Mond in der Jungfrau und bei dem 27. Februar in der Waage. Vielleicht lässt sich das Geburtstagsrätsel daraus lösen?
So nun aber! Denkt bitte daran, Euch nicht zu viel zu streiten, bleibt anständig und bis dahin!

Kleinmachnow im Februar 2019/2022
Hendrik Woorts

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Das Schicksal Carl Ungers