"O gäbs doch Sterne, die nicht bleichen" -Rainer Maria Rilke


Rainer Maria Rilke (* 4. Dezember 1875 in Prag, Österreich-Ungarn; † 29. Dezember 1926 im Sanatorium Valmont bei Montreux, Schweiz; eigentlich: René Karl Wilhelm Johann Josef Maria Rilke) war Lyriker deutscher Sprache. Mit seiner in den Neuen Gedichten vollendeten, von der bildenden Kunst beeinflussten Ding-lyrik gilt er als einer der bedeutendsten Dichter der literarischen Moderne.

Aus Rilkes Werk sind etliche Erzählungen, ein Roman und Aufsätze zu Kunst und Kultur sowie zahlreiche Übersetzungen von Literatur und Lyrik bekannt. Sein umfangreicher Briefwechsel gilt als wichtiger Bestandteil seines literarischen Schaffens.
Rilke war nicht nur einer der größten deutschen Dichter, sondern auch ein „Gottsucher“, der jedoch ganz eigene und unorthodoxe Wege ging. Er wandte sich zunächst vom Christentum ab und suchte Inspirationen auf andere Weise. Im Brief des jungen Arbeiters aus dem Jahr 1922 schreibt er: „Wenn ich sage: Gott, so ist das eine große, nie erlernte Überzeugung in mir. Die ganze Kreatur, kommt mir vor, sagt dieses Wort, ohne Überlegung, wenn auch oft aus tiefer Nachdenklichkeit.“ Gott soll gefunden werden und „…erfahren, als so unendlich, so überaus, so ungeheuer vorhanden“. In München-Schwabing traf er auf esoterisch interessierte Künstler, Okkultisten und Anthroposophen, die ähnlich wie er auf der Suche nach individuellen spirituellen Erfahrungen waren.

Aus astrologischer Sicht (Auszug) ist es bezeichnend, dass im Horoskop Rilkes, Poseidon sich am Aszendent befindet, womit die Analogie verbunden ist, dass R.M. Rilke sich hauptsächlich mit geistig eingestellten Menschen umgab. Am 7. Haus, in Opposition also zum Poseidon und Aszendent finden wir eine Mond/Mars-Konjunktion: damit kommen die den geistig gewidmeten Arbeitsstunden Rilkes und die Tätigkeit in einem geistigen Beruf voll zum Tragen. Lasst uns aber noch einen Moment  bei dem prägnanten Planeten Poseidon verbleiben. Poseidon repräsentiert die Analogien Geist, Idee, Erkenntnis, Lichtträger und Erleuchtung. Gehen wir nun den Verbindungen nach, die mit Poseidon aspektiert sind. Wir finden dann folgende Analogien: Poseidon = Mondknoten/Apollon – dieser Konstellation lässt vermuten, dass Rilke das Gefühl der Freiheit unter seinesgleichen suchte und daher mit vielen weltanschaulich verbunden war. Zumindest aber die gleichen Ansichten mit ihm bereit waren zu teilen. Poseidon = Zeus/Vulkanus – mit diesem Potenzial, war er in der Lage große geistige Schöpfungen zu kreieren und durch Merkur/Admetos sich auch auf geistige Dinge zu konzentrieren. Er dürfte eine durch und durch vergeistigte Persönlichkeit gewesen sein, dass jedenfalls zeigt die Verbindung des Poseidon mit  Sonne/Mond an. Die Poseidon = Mond/Cupido – Verbindung weist daraufhin, dass Rilke sich dem geistigen Genuss gewidmete Mußestunden hingab und daher gerne in weltanschaulich feingeistige Gemeinschaften weilte auch, wie erwähnt,  bei den Anthroposophen (darüber im Verlauf etwas mehr).


Schauen wir weitere kosmische Verbindungen an: Ergänzt wird das Ganze durch Sonne und Merkur in Schütze im 4. Haus: Rilke wollte über die eigenen Grenzen hinaus-wachsen. Sonne im Schütze: In seinem innersten Wesenskern war er ein Idealist. Er sah das Leben als einen Weg, der auf ein höheres Ziel zuführt. Dieses Ziel konnte ein geistiges oder materielles sein. So wie das Symbol des Schützen, der Pfeil, nach oben zeigt, so strebte er in seiner Vorstellung nach etwas Höherem. Er besaß eine große Vorstellungskraft und eine Art innerer Mythos, der  ihm Schritt für Schritt durch den Alltag begleitete und ihm viel Optimismus und Selbstvertrauen vermittelt haben konnte. Merkur in Schütze: Vorstellungskraft und Überzeugung  - in Diskussionen durfte er eine ausgeprägte eigene Meinung vertreten haben. Mit viel Begeisterung konnte er  wohl andere von seinen Ansichten überzeugen. Rilke verfügte möglicherweise über eine reiche Vorstellungskraft. An Ideen mangelt es Ihm nicht. Die Pläne im Detail auszuarbeiten lag Ihm dagegen wohl weniger. Er war dann möglicher-weise in Gedanken schon beim nächsten Projekt. Ebenfalls die Positionen des Neptuns und des Vulkanus im 9. Haus lassen darauf hinweisen wie stark Rainer Maria Rilke mit dem Geistigen verbunden war: Er muss über ein außergewöhnlich starkes Feingefühl verfügt haben, vor allem wenn es um Themen der Religion und der Philosophie ging. Ihn faszinierte deren spiritueller Gehalt. So fühlte er sich kaum den Dogmen einer Religion verpflichtet. Rilke suchte Sinn in der Hingabe an Gott, an eine kosmische Kraft oder einfach an ein größeres Ganzes. Dabei konnte er sich wahrscheinlich leicht in eine schwärmerische Ekstase steigern. Die Schwierigkeit bestand allerdings wohl darin, dass er nur mit Mühe erkennen konnte, welche religiösen, philosophischen oder weltanschaulichen Konzepte ihm auch auf Dauer nicht enttäuschen würden. Die Halbsumme Neptun = Zeus-/Poseidon in Rilkes Horoskop gibt uns der Hinweis darüber, dass dieser Gesinnung, dieses suchen nach Gott oder Geist vorhanden war. Im vollen Bewusstsein, dass er davon Überzeugt gewesen sein könnte über eine schöpferischer geist zu verfügen, muss er den Drang verspürt haben dieses Geistige aus dem Hintergrund und aus der Verborgenheit herauszuführen zu wollen.
Mit Jupiter in Skorpion zeigt sich deutlich, dass bei Rainer Maria Rilke der Sinn in der Tiefe verborgen lag, weil er wohl davon ausging, dass dort Licht zu finden sei, wo es am dunkelsten ist. Die Erforschung der Schattenbereiche seiner eigenen Seele und / oder des Vertrauens an das Gute in den dunkelsten Bereichen des Mensch-seins, dürften ihm ebenfalls beschäftigt haben. Mit Uranus im 12. Haus kommt besonders zum Ausdruck das Rilke ein Kundschafter in innere Welten gewesen sein könnte. In seinem Innern war er sehr unkonventionell. Eine verborgene Seite von Ihm hatte Spaß an den verrücktesten Ideen. Möglicherweise faszinierten ihn extreme Anschauungen, die nicht zum üblichen Gedankengut der Gesellschaft gehörten. Nach außen zeigte er vielleicht nicht viel davon, ja vielleicht war er selbst sich dieser individualistischen Seite kaum bewusst. Rilke beeinflusste jedoch sein Leben, bei-spielsweise indem er sich zwar an gesellschaftliche Normen anpasste, sich innerlich jedoch nicht damit identifizierte. In seiner Seele blieb er frei und unabhängig.

Die AUM-Analyse (Auszug) ergab bei Rainer Maria Rilke eine Veranlagung die vornehmlich zum Kosmos gerichtet war. Damit haben wir es mit einem Menschen zu tun, bei dem dessen Urbild (p / Urbild I): die stärkste Hinwendung zu den Wesen und Kräften des kosmischen Umkreises darstellt. Dies ist, in verwandelter Form gegen-über vergangenen Kulturepochen, auch wiederum Aufgabe der heutigen Zeit, die Entwicklung der Menschen in Zusammenschau mit der Evolution des Weltganzen zu erfassen. Denn der Frühlingspunkt in den Fischen gehört zu Urbild I (Makro-Anthropos), und dies wirkt sich in den Impulsen der Gesamt-Menschheit aus. In Abwegen kann es sich heute auch in der nur physischen Durchdringung oder Eroberung des Weltraumes manifestieren.

Die Kräfte von Urbild I sind im Einzelmenschen mehr dem Eintauchen in die Gesetzmäßigkeiten und Prozesse der Ganzheit, auch dem Erfassen der Welt im Denken verwandt. – Im positiven Aspekt kann dies zur objektiven Erkenntnis des Kosmos und seiner Gesetze führen, zur Selbstlosigkeit, auch in der Forschung, und sich zur Intuition steigern. – In negativen Aspekten kann sich die Tendenz  zur Abstraktion ausbilden, auch zur Nichtbeachtung des Individuellen im Menschen. – Denn die kosmischen Kräfte geben dem Menschen die Möglichkeit zur Anwendung bis in kontrastreiche Extreme. Gleichzeitig ist die Ausprägungstendenz: Labil. Es ist daher auch nicht verwunderlich, dass die Ausrichtung zum „Idea“ am stärksten ausgebildet war (CosmoSinus-Analyse). Das Entwickeln und das Leben in der Ideenwelt dürften starke Veranlagungsmerkmale gewesen sein ebenso wie das auch wiederum stark ausgeprägter Nerven-Sinnes-System, die aus der AUM-Methode analysiert werden konnte. Zum Schluss dieser kurzen Astrologische Analyse konnte festgestellt werden das die Verhältnisse in den Wesensgliedern: ein ausgeprägtes ICH und ein gleich starker physischer und astralischer Leib ergaben.
Der ätherisch schwächere Leib könnte damit in Zusammenhang gestanden haben, dass kurz vor seinem Tod die Krankheit Leukämie diagnostiziert wurde, und zwar in einer damals noch wenig bekannten Form. Die Anlage dazu ist an dem Willens-aspekt Jupiter Opposition Pluto zu erkennen: Symptome – Blutanomalien, Wachstumsstörungen. Die zwei Planeten bilden sogar mit Saturn und Uranus ein durchgehendes Quadrat, was Hinweise darüber gibt, dass es für den Betreffenden, in diesem Fall Rilke, zu schwere Eingriffe in das Schicksal führen kann. Zum Zeitpunkt seines Todes befand sich Neptun (Transit) mit seinen Analogien: schleichende, chronische Krankheiten im Spannungsaspekt zu Pluto (Rilke): chronische metamorphosierenden Krankheiten. Neptun war zu der Zeit der Auslöser und nahm dadurch auch „Einfluss auf die anderen drei  in diesem Zusammenhang genannten Planeten.


Der Äther- oder Lebensleib entfaltet seine Wirksamkeit im flüssigen Organismus. Die sich rhythmisch ab-spielenden Lebensprozesse können sich nicht im Mineralischen des physi-schen Körpers entfalten, sondern nur in dem Flüssigkeitsorganismus.
Im Unterschied zu dem Leblosen, das unveränderliche, vergleichsweise be-ständige Formen zeigt, werden im lebenden Organismus Bilde- und Lebensprozesse vorgefunden, welche Form und Gestalt entwickeln und ver-wandeln. Der Ätherleib ist u.a. für Ernährung und Wachstum sowie für die Regeneration zuständig. Die ätherischen Kräfte sind die Grundlage für alles Heilen, gesunden, für das salutogenetische Vermögen des Organismus. Wenn man auf Rilke schaut und seine Biografie einschließt, kann man sich Fragen warum er einerseits so viele Anhänger in anthroposophischen Kreisen hat und es andererseits ebenso viele Menschen aus den gleichen Kreisen gibt, die zu Rilke doch eher ein ambivalentes Verhältnis haben und sagen das Rilke mit Anthroposophie nichts oder nur wenig zu tun hat. Vielleicht aber liegt es auch nur daran, weil es Rilke selbst war, der in ein ambivalentes und kritisches Verhältnis zu Rudolf Steiner stand. Auf das „Kritische“ weist uns bereits der Aszendent Rilkes hin, der weniger als 1° vom Tierkreis Jungfrau positioniert ist und dadurch mit dem 1. Haus in einem weiten Bereich des Tierkreiszeichens Jungfrau hineinragt. Das Zeichen Jungfrau ist merkurisch geprägt (Merkur ist Herrscher von Jungfrau)  und bringt es  mit sich, dass sich Analogien wie Zurückhaltung, Vorsicht, Beobachtung, Gründlichkeit, Sorgfalt, Ordnung, Pedanterie und Voreingenommenheit in der Beschreibung einschließen. Nun kann man schwer eine „anthroposophische Veranlagung“ aus einem Menschen herausfiltern, erst recht nicht aus einem Horoskop. Rein faktisch kann man sagen, dass Rilke zwar Kontakte gepflegt hatte, zum Beispiel mit Albert Steffen und auch mit Rudolf Steiner, wovon ein Briefwechsel hinsichtlich der kommentierten Herausgabe von Rilkes Aufsatz über den «Wert des Monologes» durch Rudolf Steiner zeugt. Ich möchte allerdings dieses Thema hier nicht weiter vertiefen nur soweit, dass die AUM-Analyse diese polarisierende Haltung tatsächlich anzeigt. Die meisten Planeten, die für die Analyse in Betracht gezogen wurden, besetzten diejenigen Tierkreiszeichen, die, zusammen-gefasst, mit dem polarisierenden in Verbindung stehen: Stier, Zwilling, Skorpion und Schütze.

Im Vergleich, welches „naturell“ nach C.G. Jung bei Rainer Maria Rilke  am meistens Dominant war, zeigte sich deutlich der Tendenz zur cholerischen Veranlagung: der Sa-Typ der gespannter Außenmensch.
Allgemeine Charakteristik: Sachlicher und nüchterner Verstand mit „langen Willen“, der Außenwelt gegenüber mit klarer Beobachtungsgabe, unternehmend mit klaren Zielen und Plänen, viel auf den eigenen Vorteil bedacht, zeigt wenig Einfühlung und Schmiegsamkeit, hat Freude am Wettkampf, möchte sich gerne Überlegen zeigen.
Temperament: Cholerisch, gallig-nervös
Konstitution: Athletiker, Astheniker
Körperbau:  Mager bis Vollschlank mit kräftigen Muskeln, oft stark hervortretenden Adern, behaarter Körper, Ausdrucksvolles, strenges Gesicht, leuchtende Augen

Wie immer man auch zu Rilke stehen mag, ob nun „anthroposophisch“ (was ist „anthroposophisch?) oder nicht, dass Rilke ein „Gottsucher“ und damit ein Geistsucher war, dürfte, durch den Sternenkonstellationen, die ein Abbild der Veranlagung und des Charakters zum Zeitpunkt der Geburt darstellen, hoffentlich etwas deutlicher geworden sein.

Der Dichter starb am 29. Dezember 1926 im Sanatorium Valmont sur Territet bei Montreux und wurde am 2. Januar 1927 – seinem Wunsch entsprechend – in der Nähe seines letzten Wohnorts auf dem Bergfriedhof von Raron (Schweiz) beigesetzt.




© http://stellaanthroposophica.blogspot.com
Kleinmachnow, Dezember 2018
Hendrik Woorts

O gäbs doch Sterne, die nicht bleichen,
wenn schon der Tag den Ost besäumt;
von solchen Sternen ohnegleichen
hat meine Seele oft geträumt.

Von Sternen, die so milde blinken,
daß dort das Auge landen mag,
das müde ward vom Sonnetrinken
an einem goldnen Sommertag.

Und schlichen hoch ins Weltgetriebe
sich wirklich solche Sterne ein, -
sie müßten der verborgnen Liebe
und allen Dichtern heilig sein.


Rainer Maria Rilke . (1875 – 1926)

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Das Schicksal Carl Ungers